Regentonnenvariationen von Jan Wagner: Vor einem weißen Hintergrund ziehen sich mit Bleistift gezeichnete Ranken durch das gesamte Cover. Der Titel schlängelt sich zwischen ihnen hindurch. Unten links das Logo des Verlags Hanser Berlin.

Kurzmeinung: Sprachlich ausgefeilte Gedichte, die aber oft nur an der Oberfläche eines spießigen Idylls bleiben.


An diesem Gedichtband hatte mich vor allem der Titel angesprochen – ich mag die Wortzusammensetzung und hatte, nun ja, einiges an Variationen in diesem Buch erwartet.

Sprachlich bewegen sich die Gedichte auf hohem Niveau und transportieren interessante metaphorische Bilder. Mit geschärftem Blick nimmt der Dichter die Natur in den Fokus, verliert sich dabei aber oft in spießbürgerlichen Banalitäten. Überhaupt gehen die Gedichte selten über Beobachtungen hinaus, die zwar atmosphärisch in Szene gesetzt sind, meist aber nur eine oberflächliche Idylle abbilden. Sie sind nicht nur Oden an die heimische Fauna und Flora, sondern auch an die von touristisch geprägten Orten, die nichts weiter als das sind: Hübsche Kulissen mit all ihren Klischees, hinter die nicht geschaut wird.

Die einzigen Gedichte, die für mich hervorstechen und die ich auch wirklich gelungen finde, sind die, in denen die Harmonie für einen Moment bröckelt:

aus der globusmanufaktur setzt die Enge einer Fabrik und die Zwänge des Alltags in Kontrast zu der perfekt geformten Welt der Globen, die dort hergestellt werden.

aus dem nordschwedischen winter ist ein düsterer Twist auf touristische Fantasien und erzählt von einem, der mit dem Auto liegen bliebt, erfriert und erst sehr viel später gefunden wird. Ich mag die Begleitung des langsamen Sterbens, die eine tiefe Düsterkeit transportiert.

der letzte von zanigrad erzählt von einem Ort, in dem die Leere Einzug hält, das ist eindrucksvoll geschrieben.

Die meisten anderen Gedichte finde ich zu belanglos, um Konkretes zu ihnen zu sagen. Der Dichter beherrscht sein Handwerk, aber mir scheint, zu sagen hat er nicht viel.

3/5 Kleingärten

Ein Gedanke zu „Jan Wagner: Regentonnenvariationen“

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