Kurzmeinung: Interessantes Konzept eines Lyrik-Bildbandes, Umsetzung aber eher schwach.
Eine Mischung aus Lyrik- und Bildband mit Texten und Gemälden, die voneinander inspiriert sind – das ist ein Konzept, das mich sehr angesprochen hat, denn die Verbindung von Wort und Bild fasziniert mich sehr. Umso enttäuschter war ich beim Lesen.
Die Bilder sind ganz nett anzusehen, sie versuchen sich an unterschiedlichen Stilen und Motiven in Blautönen, aber die dazugehörigen Gedichte konnten mich nicht berühren. Damit meine ich nicht einmal, dass die Dichterin ihr Handwerk nicht beherrscht, denn die Gedichte sind schon mehr als »Reim dich oder ich fress dich«, und ab und an stechen auch einige gelungene sprachliche Bilder hervor, aber die Texte transportieren kaum Gefühl. Sie wirken kühl durchkomponiert, platt und manchmal sperrig, und meistens verhallen sie in der Belanglosigkeit. Sonderlich originell sind sie auch nicht: Da steht das tobende Meer für innere Aufgewühltheit oder zerbrochenes Glas für eine gescheiterte Liebe. Bei einigen Gedichten hatte ich außerdem das Gefühl, dass sie sich zu sehr an das dazugehörige Bild klammern und sich manchmal so sehr in Beschreibungen desselben ergehen, dass ein Loslösen kaum denkbar erscheint.
Vielleicht sind es Gedichte, die beim Hören einen stärkeren Effekt erzeugen als beim Lesen, immerhin wird im Vorwort erwähnt, dass die Künstlerin bei einer Lesung auf die Dichterin aufmerksam geworden ist und daraufhin dieses gemeinsame Projekt entstand. In dieser Form war es aber leider nichts für mich.
2/5 Meer-Metaphern