Kurzmeinung: Spannend und innovativ, auch wenn die Handlung stellenweise sehr konstruiert wirkt.
Es ist schwer, spoilerfrei über dieses Buch zu sprechen, weil die meisten Stärken und Schwächen in konkreten Handlungselementen liegen, aber ich versuche es trotzdem:
Perfect Day ist nicht mein erster Hausmann-Thriller, und wie erwartet hat mich der Schreibstil sofort mitgerissen. Die Handlung setzt an einem ungewöhnlichen Zeitpunkt an: am Ende einer langjährigen Mordserie an kleinen Mädchen, mit der Verhaftung des mutmaßlichen Täters. Die Hauptfigur des Romans: Dessen erwachsene Tochter, die das alles gar nicht fassen kann und, von der Unschuld ihres Vaters überzeugt, auf eigene Faust den wahren Täter finden will.
Es bleibt durchgängig spannend; zwar sind mir einige Dinge von Anfang an klar gewesen, an manchen Stellen wurde ich aber auch überrascht. Was mich gestört hat, ist das krampfhafte Streuen falscher Fährten. Ich kann es generell nicht leiden, wenn Krimis mir auf einer Spur mit dem Gartenzaun zuwinken, nur um am Ende zu enthüllen, dass das der falsche Weg gewesen ist. Zumal einige Stellen, mit dem Wissen über das Ende noch einmal gelesen, keinen Sinn mehr ergeben.
Außerdem gibt es für meinen Geschmack zu viele Zufälle. Die kritischen Kommentare, die die Figuren selbst dazu abgeben, wirken dabei wie schlechte Trostpflaster für offensichtliche Plot-Schwächen. Bei einem sehr spezifischen Zufall sinniert die Protagonistin beispielsweise darüber, was für ein unglaublicher Zufall das sei. Oder als ihr erst am Ende ein entscheidendes Detail auffällt, auf das sie schon viel früher hätte kommen müssen – da sinniert sie darüber, warum ihr das erst jetzt einfalle.
Was ich positiv hervorheben möchte, ist die Darstellung der Beziehung zwischen der Protagonistin und ihrem Vater, und der zwiespältigen Situationen, in die sie während ihrer eigenen Ermittlungen gerät. Außerdem mag ich die Stellen, in der sie zur unzuverlässigen Erzählerin wird, weil sie sich so sehr in ihre Vorstellungen der Wirklichkeit hineinsteigert, dass ihr Blick für das Reale verklärt ist.
Insgesamt ein spannendes Buch mit einer ungewöhnlichen Konstellation, auch wenn ich es stellenweise arg konstruiert fand.
4/5 Schicksalhaften Steinen